Ava Dellaira – Auf der Suche nach dem Kolibri
Das Buch wurde mir vom Magellan Verlag als Leseexemplar zur Verfügung gestellt. Die Rezension beinhaltet ausschließlich meine persönliche Meinung. Für den Beitrag habe ich kein Geld erhalten.
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Nach Love Letters to the Dead entführt Ava Dellaria erneut in eine packende und emotionale Geschichte. Mit Marilyn und ihrer Tochter Angie hat sie erneut zwei starke und spannende Protagonistinnen geschaffen, deren Schicksal mich mitgenommen hat. Abwechselnd wurde von Marilyns Jugend damals und dem Leben Ihrer Tochter jetzt erzählt. Das ganze Buch über fieberte ich stets dem Abschnitt der jeweils anderen Figur entgegen und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht.
An dieser Stelle auch noch mal vielen Dank an meine beiden Mitleserinnen Tina und Sandra. Mir hat der Austausch während der Lektüre viel Freude bereitet.
Marilyn zieht mit ihrer Mutter zu Beginn des Abschlussjahres nach Los Angeles. Einen Star möchte sie aus Marilyn machen. Nach einem erfolgreichen Werbespot sieht sie schon das Geld regnen. Marilyns Mutter sieht sich mit ihr Häuser an, schwärmt davon wie sie leben werden und bereitete mir damit beim Lesen großes Unbehagen. Keine Mutter kann ihr eigenes Glück und Leben vom Erfolg des Kindes abhängig machen und dabei die Wünsche und Vorstellungen des Kindes so krass ignorieren! Das hat mich furchtbar aufgeregt. Leider ist die Geschichte von Marilyn dabei auch gar nicht so realitätsfern. In verschiedenen Dokus habe ich bereits von Stars wie Britney Spears oder Miley Cyrus gehört, bei denen wohl eine ähnliche Geschichte zu Grunde liegt.
Marilyn zählt die Tage bis zu ihrem Schulabschluss rückwärts. Dann will sie aufs College und Fotografin werden. Wenn sie erstmal den Schulabschluss in der Tasche hat, dann kann sie sich von ihrer Mutter lösen. Doch in Los Angeles lernt sie James kennen.
James wohnt gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Justin bei den Großeltern, direkt gegenüber von Marilyn. James ist Schwarz. Während in Marilyns Geschichte der Rassismus nur am Rande erwähnt wird, zeigt die Autorin vor allem, wie ihre Tochter Angie darunter leidet.
Angies Geschichte ist die Suche nach ihrem Vater. Marilyn und Angie wohnen nicht mehr in Los Angeles. Sie leben ohne James. James ist tot. Selbstverständlich fragt Angie nach ihrem Vater, doch Marilyn antwortet karg, will immer schnell das Thema wechseln. Nach allem was man aus Marilyns Kindheit und Jugend erfährt, bereitet sie ihrer Tochter Angie eine deutlich schönere Zeit, als sie selbst hatte. Ganz nach dem Motto: Mein Kind soll es besser haben, als ich. Als Leser erfahre ich aber auch: Völlig glücklich scheint Marilyn nicht.
Und auch wenn es Angie unter all diesen Umständen eigentlich gut geht, ist sie doch ein Produkt der Hilflosigkeit meiner Generation. Uns stehen so viele Chancen offen. Viele junge Menschen wissen gar nichts mit sich anzufangen. Während Marilyn von ihrer Mutter stark gedrängt wurde, lässt sie ihrer eigenen Tochter alle Freiheiten. Angie hätte es aber eigentlich viel lieber, wenn jemand ihr sagen würde: Werde Ärztin oder Anwältin. Die vielen Möglichkeiten überfordern sie. Dazu kommt ihre unbekannte Herkunft und Angies stetiger Gedanke keinen richtigen Platz in dieser Welt zu haben.
Es war wirklich sehr traurig zu lesen, wie oft dieser junge Mensch dachte: Ich bin auch nur einfach einer von Millionen.
Zwei tragische Geschichten, so einfühlsam verwoben. Bereits ihr Debüt Love Letters to the Dead hat mir sehr gefallen, aber auch mit Auf der Suche nach dem Kolibri konnte mich Ava Dellaria überzeugen. Ich mag ihre Figuren und finde es unfassbar toll, wie sie Geschichten erzählen kann. Lediglich das Ende hätte hätte länger sein dürfen.
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Das Buch habe ich seitens des Verlags als Leseexemplar bekommen. Für die Rezension habe ich kein Geld erhalten.
Der nachfolgende Link führt zur Internetseite des Verlages.
Ava Dellaira | Auf der Suche nach dem Kolibri
Aus dem Engl. von Jessika Komina und Sandra Koffinke
Magellan Verlag | 400 Seiten