Natasha Friend – No 9677
Wer braucht schon einen Vater? Sie sicher nicht, davon ist Hollis fest überzeugt – bis ihr Halbbruder Milo in ihr Leben tritt. Denn er will ihren gemeinsamen Vater finden und braucht Hollis’ Hilfe. Aber warum sollte sie bei so einer Schnapsidee mitmachen? Immerhin kennt sie Milo kaum, mal ganz zu schweigen von dem „Vater“, der sie in einem Reagenzglas gezeugt hat. Einem Mann, dessen Namen sie nicht einmal weiß. Und das ist auch verdammt gut so.
Richtig abgefahren aber wird es, als Milo herausfindet, dass sie nicht die einzigen Kinder von Samenspender No. 9677 sind. Widerwillig lässt sich Hollis auf die Spurensuche ein – und stellt fest: Familie ist das, was man daraus macht.
Wenn ich No. 9677 in der Hand halte und das Buch anlächle, dann fällt mir zunächst immer ein Titel von Richard David Precht ein: „Wer bin ich und wenn ja wieviele?“
Inhaltlich haben die beiden Bücher nur marginal etwas gemeinsam, denn No. 9677 beschäftigt sich auch sehr mit den Fragen: Wer bin ich? Woher komme ich? Was macht mich aus? Was macht Familie aus?
Und das Buch gibt so wunderbare Antworten!
Charaktere
Hollis fällt aus allen Wolken, als sie eines Tages von Milo kontaktiert wird. Sie wohnt bei ihrer leiblichen Mutter Leigh. Leighs Partnerin Pam ist an Krebs gestorben, als Hollis Sieben war. Während Leigh noch immer aktiv trauert, versucht Hollis Pam zu verdrängen, als wäre sie nie wichtig gewesen.
Milo wohnt bei seinen Müttern Frankie und Suzanne. Frankie ist immer übervorsichtig und hat Angst Milo zu verlieren. Sein großer Drang seinen Vater zu Suchen beängstigt sie, weil sie genetisch nicht miteinander verwandt sind.
Abby wohnt mit ihrer jüngeren Schwester bei einem Pärchen, das glaubte keine Kinder bekommen zu können. Als Abby dann da war, folgte zehn Monate später dann aber doch eine jüngere Schwester.
Außerdem die Zwillinge Noah und Josh, wobei nur einer der beiden Kontakt zu den anderen Geschwistern hält. Sie wohnen ebenfalls bei einem Pärchen, bei dem der Vater unfruchtbar ist.
Nicht zu vergessen Milos bester Freund JJ. Er wurde von einem Pärchen adoptiert und leidet darunter, dass seine Eltern ständig um die Welt fliegen, weil sie beruflich eingebunden sind und er mit seinem Au-pair zuhause bleiben muss.
Meine Meinung
Das Buch definiert sich durch die fünf ganz unterschiedlichen Kinder und ihre Lebensumstände. Alle fünf haben eines gemeinsam: Sie haben den gleichen Samenspender als Vater. Erzählt wird aus der Sicht von Hollis und Milo.
No. 9677 zeigt ganz viele unterschiedliche Familienmodelle und Ideen davon was Familie bedeutet. Was mir ganz prägnant im Kopf geblieben ist, ist ein Zitat von JJ. Er lebt bei einem heterosexuellen Pärchen, dass sich den Luxus eines Kindes „gegönnt“ hat und nun aber doch lieber zu Film-Events um die Welt fliegt.
[Zitat: Natasha Friend – No. 9677 – S. 131 ]
„Und was willst du?“
„Ich will, dass sie zu Hause bleiben, Mann. Die sollen hierbleiben und sich einfach mal wie Eltern benehmen.“
Familie ist nicht nur und eben viel mehr als bloß: Vater, Mutter, Kind!
Was mir außerdem ständig durch den Kopf geht, wenn ich an dieses Buch denke ist ein Zitat aus dem Disney-Film Lilo und Stitch:
Ohana heißt Familie und Familie heißt, dass alle zusammenhalten und füreinander da sind. Und genau diese tolle Botschaft vermittelt das Buch!
Fazit
No. 9677 ist eines der aktuellsten Bücher, dass ich kenne. Es ist so wichtig, dass schon junge Menschen lernen, dass Patchwork, und homosexuelle Pärchen und Ehen völlig normal und der Lauf der Welt sind. Dieser Roman bringt es dem Leser näher und zeigt wie facettenreich Familie sein kann.
Ich liebe und hasse das Ende der Geschichte. Man verlässt die Charaktere mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Mehr davon!
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Ich danke dem Magellan Verlag ganz herzlich für die Bereitstellung des Leseexemplares.
Der nachfolgende Link führt zur Verlagsinternetseite. Ich habe für die Rezension und für die Verlinkung kein Geld erhalten.
Natasha Friend | No. 9677
Aus dem Englischen von Jessica Komina und Sandra Knuffinke
Magellan Verlag | 330 Seiten | 17,00 €
Mein empfohlenes Lesealter: ab 12 Jahren