Statusupdate: Ich würde gerne auf Reset drücken.
Hallo zusammen,
Ende Januar, Anfang Februar hat mich ein schwarzes Loch verschlungen. Das gesamte letzte Jahr habe ich sehr wacker durchgehalten. Dann kam schon wieder Kurzarbeit und ich wollte mich abends manchmal einfach nur gerne ins Bett legen und heulen. Das habe ich auch getan.
Ich hatte zu nix Lust. Wenn ich alleine Zuhause war, habe ich manchmal eine halbe Stunde oder länger nur aus dem Fenster in den Garten gestarrt. Ich hab‘ darüber nachgedacht den Blog zu löschen und habe statt zu lesen drei oder vier Staffeln Vampire Diaries geguckt.
Es ist unglaublich wie viel besser es mir wieder ging, als das Wetter wärmer und trockener wurde und ich zum Rad fahren wieder raus konnte. Jetzt bei dem ganz heißen Wetter nicht, aber mittlerweile fahre ich mehrmals die Woche ca. 30km am Tag. 1000km bin ich dieses Jahr schon gefahren – die Fahrten zur Arbeit nicht mitgezählt. Ich freue mich riesig auf meine Runde. Es ist immer dieselbe Stecke, kann sie schon im Schlaf und ich genieße es mir 1 1/2h den Kopf freipusten zu lassen.
In einer Krise sollte man keine zu großen Entscheidungen treffen, deswegen bin ich unheimlich froh, dass ich den Blog nicht gelöscht habe. Auch wenn ich das Bloggen und das Lesen von anderen Blogs im Frühjahr nicht vermisst habe, merke ich, dass es so langsam was ist, das ich zurückhaben möchte.
Ich möchte gerne auf Reset drücken. Meine Lesepläne für dieses Jahr habe ich über den Haufen geschmissen. Auch wenn es vielleicht manchmal anders sein müsste oder abwechslungsreicher sein könnte, lese ich im Augenblick irgendwie eine Liebesgeschichte nach dem anderen. Meine Aufmerksamkeitsspanne bei anderen Büchern ist gerade irgendwie…wenig vorhanden. Ich habe das früher bei anderen nicht verstanden, aber jetzt gerade brauche ich: Klischee, Vorhersehbar und Happy End. Das ist jetzt ein bisschen sehr hart ausgedrückt, denn ich habe dieses Jahr bereits ganz wunderbare Geschichten entdeckt. Aber ich habe ein wenig das Gefühl ich stecke fest. Alles an Büchern in meinem eigenen Regal, die irgendwie in die Spalte New Adult oder Romance passen, habe ich bereits noch mal gelesen. Mein Kopf hat keine Geduld. Bei Goodreads habe ich aufgehört zu tracken. Mein Notizbuch sagt mir; in den letzten vier Monaten habe ich bereits mehr als 80 Bücher gelesen. So viel lese ich normal in einem ganzen Jahr.
Letzte Woche hatte ich abends noch ein Drittel meines Buches und habe um halb Zwölf entschieden: Ich muss morgen arbeiten. Ich muss jetzt aufhören, weil ich sonst um drei Uhr noch hier sitze. Als ich um zehn nach Sechs am nächsten Morgen wach wurde, habe ich mir einen schwarzen Tee gemacht und die letzten 200 Seiten auf dem Sofa noch vor der Arbeit zu Ende gelesen. Mein Mann meinte ich wäre eine Maschine. Manchmal fühle ich mich auch so.
An Pfingsten saß ich auf der Couch und hatte mir einen Thriller zum Lesen hingelegt. Ich hab‘ gefrühstückt und das Buch immer wieder angeguckt. Das Buch hat mich quasi angeschrien. Nachdem ich mir aber stattdessen fast 2 Stunden auf Instagram irgendwelche Bilder angesehen habe, bin ich zum Bücherregal gegangen, habe nach dem nächsten New-Adult-Roman gegriffen und ward die nächste Stunden nicht mehr gesehen. Ich schwöre, ich habe versucht was Anderes zu lesen. Ich hatte es mir fest vorgenommen. Ich hatte nicht mal Lust die erste Seite aufzuschlagen.
Ist das nicht total bescheuert?
Mitte Mai habe ich das erste Mal seit – Ewigkeiten – wieder mal eine Doku geguckt. Habe ich letztes Jahr unheimlich viel Podcast gehört, läuft bei mir im Augenblick nur Musik in der Dauerschleife. Mein Gott was wäre ich ohne Spotify. Für wen auch immer es komisch klingt: Ich höre schon immer Musik in Dauerschleife. Muss in der Familie liegen. Meine Schwester macht das auch so. Während es meinen Mann Irre macht, gibt es mir unheimliche Ruhe.
Ich hab in den letzten zwei Wochen auch wieder ein paar andere Bücher gelesen, aber das ungewohnte Lesegefühl ist noch da. Im Augenblick sehe ich noch kein völliges Ende meiner rosa Lesewolke. Ich will auch gar nicht sagen, dass es mich nervt – okay vielleicht ein bisschen, weil hier noch so viele tolle Bücher aus anderen Genres liegen, die ich gerne lesen möchte, aber mich nicht dazu aufraffen kann. Ich möchte mich aber auch nicht zwingen. Das habe ich früher gemacht. Und dann haben mich die Bücher strafend angeschaut und wenn ich sie nicht lesen wollte habe ich stattdessen gar nichts gelesen. Das will ich nicht. Also greife ich im Augenblick eben fast ausschließlich zu New-Adult-Romanen oder Liebesgeschichten.
Wie habt ihr denn das letzte halbe Jahr überstanden?
Viele Grüße
Chrissi
Liebe Chrissi,
dein Text hat mich sehr abgeholt. Vieles von dem, was du beschreibst, fühle ich auch. Lese ich doch eigentlich am liebsten Dystopien, Thriller und Krimis habe ich schon letztes Jahr zu großen Teilen nur das New-Adult-Genre beachtet. Ansonsten gingen noch die Geschichten von Michael Ende mit denen man dem Alltag erstaunlich gut entfliehen konnte. Bücher, bei denen ich früher vermutlich maximal den Klappentext gelesen hätte, nehmen inzwischen den Großteil meiner Lesezeit ein. Wobei es nicht wirklich Lesezeit ist, denn eine weitere Änderung bei mir ist, dass ich nur noch Hörbücher höre. Letztes Jahr habe ich genau 3 Bücher gelesen, dafür aber 70+ gehört. Dieses Jahr sind es auch schon über 30 gehörte, aber den Gedanken ein Buch in die Hand zu nehmen und zu lesen, kann ich einfach nicht ausführen. Nicht, dass es nicht toll ist, ein neues Genre für sich zu entdecken und ich mag es auch sehr Hörbücher zu hören, aber ich hätte gerne mal wieder die „Kraft“ ein Buch tatsächlich zu lesen. Und am besten eines, bei dem ich nicht weiß, dass es ein Happy End geben wird. Stattdessen liege ich dann abends auf der Couch, schaue YouTube oder Netflix und bleibe dann doch bei Instagram hängen und schaue mir eigentlich belanglose Leben von anderen Leuten an.
Ich hoffe auf bessere Zeiten.
Liebe Svenja,
vielen Dank für deine liebe Nachricht.
Ich hab jetzt für den Sommer auch wieder ein BookBeat Abo und auch bei Spotify wieder 1-2 Hörbücher entdeckt.
Mein „Problem“ ist dabei ja auch, dass New Adult für mich kein Genre ist, dass ich hören möchte. Mag ich einfach nicht.
Aber solche Dinge empfindet ja auch jeder anders.
Ganz liebe Grüße
Chrissi
Hey Chrissi,
ich glaub du weißt, wie ich das Jahr so rum gebracht habe 😉 mir hat unser Briefwechsel auf jeden Fall sehr in der Zeit geholfen. Leseflauten hatte ich bisher selten und von den Themen her, landete ich im letzten Jahr häufig beim Fantasy… vielleicht gerade weil es so gar nichts mit unserem Alltag zu tun hatte.
Musik habe ich eigentlich immer auf Dauerschleife. Aber im letzten Jahr gelang es mir mal Sachen bewusster und intensiver zu hören. Also mal hinlegen und den Texten lauschen oder feine Nuancen von besonderen Instrumenten wahrnehmen. Ja, ich habe einiges bewusster wahrgenommen… ich habe mir zwangsläufig mehr Zeit genommen und hoffe, wenn alles wieder in die Normalität gleitet, dass ich das bewusste und langsam nicht mehr ablege.
liebe Grüße
Sandra
Liebe Sandra,
mir das das Briefe schreiben mit Dir auch immer gut getan und ich freue mich jedes Mal aufs neue über deine Post <3
Ganz liebe Grüße
Chrissi
Liebe Chrissi,
Bin ich froh, dass du keine schwerwiegende Entscheidung getroffen hast. Das hast du gut gemacht.
Und ich verstehe dich echt gut, dass dir nach NA, Romance und ähnlichen ist. Es ist einfach ein Wohlfühlgenre, holt ab, beschäftigt sich auch mit schlechten Zeiten, die dann meistens wieder besser werden. Ja, und Liebe natürlich 🙂
Also mach einfach weiter. Lies wozu du Lust hast, mach was draus oder nicht, aber genießen, abschalten. Das ist wichtig.
Lust auf anderes kommt wieder.
Liebe Grüße
Tina
Liebe Tina,
Wohlfühlgenre trifft es wirklich sehr gut! Ich glaube das brauche ich aktuell einfach 🙂
Und man sollte SelfCare ja nicht aus den Augen lassen und sich was gutes tun.
Ganz liebe Grüße
Chrissi
Liebe Chrissi,
fühl dich feste umarmt. Man darf mal ein halbes Jahr, oder auch ein ganzes Jahr, oder noch länger, rosa-Flauschromane lesen, bei denen man den Kopf nicht braucht. Das ist das, was ich in den letzten 2 Jahren, als ich imemr stärker auf ein Burn-Out zusteuerte und es endlch merkte, gelernt habe. Einfach das tun, was einem gut tut. Wenn dir im Moment Liebesromane und New Adult gut tun, dann lies sie. Die anderen Bücher laufen dir nicht weg! Irgendwann kommt die Kraft und die Lust zurück und dann flutscht es wieder richtig gut.
Mein letztes halbes Jahr? Hm… tatschlich ist es sehr gut gelaufen. Seit ich mich im Februar entschieden habe meinen stressigen Arbeitsplatz aufzugeben und hausintern zu wechseln geht es mir immer besser. Noch ist der Wechsel nicht vollzogen, aber es liegt in greifbarer Nähe. Ich mache meine Arbeit ordentlich, aber ich überschlage mich nicht mehr. Was liegen bleibt, bleibt liegen und dadurch habe ich tatsächlich wieder mehr Lust. Mehr Lust zu lesen, mehr Lust etwas mit Torben zu unternehmen. Ich falle abends nicht mehr todmüde aufs Sofa (meistens zumindest nicht). Ansonsten geht es uns hier privat auf unserem 1.000 Seelendorf recht gut. Im Alltag merkt man, außer der Masken im Supermarkt, eher wenig von dem Ganzen. Nachrichten höre ich schon seit Monaten einfach nicht mehr, ich will es nicht wissen. Wir haben unseren Freundeskreis, der zum Glück genauso entspannt ist, wie wir, so dass es sich gut leben lässt.
Ja, ich schäme mich fast, es zu sagen, weil es dir so schlecht ging. Mir geht es in diesem Jahr richtig gut und das freut mich, denn ich habe ungefähr 1 1/2 Jahre hinter mir, in denen es mir oft sehr schlecht ging (ohne, dass ich das damals wirklich irgendjemandem gegenüber zugegeben hätte).
Ich wünsche dir, dass es nur noch bergauf geht und du bald auch wieder Lust hast, zu anderen als den rosenen Flauschbüchern (die ich übrigens sehr liebe!) zu greifen.
Liebe Grüße
Yvonne
Liebe Yvonne,
du brauchst dich überhautp gar nicht zu schämen. Ich finde es toll zu hören, dass es dir besser ergangen ist <3
Ich wünsche dir für den Arbeitsplatzwechsel alles Gute. Das ist ja doch immer auch mit ein wenig Stress verbunden, auch wenn Besserung in Aussicht ist. Da drücke ich dir feste die Daumen.
Ich finde es gibt im Augenblick bei vielen Dingen auch keine Pauschal richtige Antwort, die für alle gleich ist. Mich hat die aktuelle Lage nur aus verschiedenen Gründen sehr belastet und ich bin froh, dass jetzt Land in Sicht ist und die "Flausch-Romane" mir da echt gut getan haben.
Ich habe auch Instagram und Twitter ne weile einfach komplett zurück gefahren, weil ich gemerkt habe, dass ich mir damit Druck aus der Sache nehme. Jetzt so langsam macht es mir wieder mehr Spaß. So sollte es ja auch sein.
Liebe Grüße
Chrissi