Tana French – Der dunkle Garten
Am Anfang steht ein junger Mann. Er wird überfallen, zusammengeschlagen und sein Gedächtnis ist nicht mehr das, was es mal war. Und dann ist da dieses alte Haus, in dem er seine Jugend verbracht hat. Dort im Garten wird eine Leiche entdeckt und während er anfängt zu ermitteln, verschwimmen die Realität und die Dinge, an die er sich noch erinnern kann.
Tana French überzeugte mich bisher mit ihren Ermittlern aus dem Dubliner Morddezernat. Der dunkle Garten ist ein Stand-Alone, spielt aber ebenfalls in Dublin und wer Schattenstill gelesen hat, der wird auf einen alten Bekannten treffen. Zentrum des dunklen Gartens ist Toby, Ende 20, Mitarbeiter in einer Dubliner Kunstgalerie. Er ist mir mit seinem Erzählstil sofort sympathisch und ich litt als Leser sofort mit, als er ziemlich zu Beginn des Buches in seiner Wohnung überfallen und zusammengeschlagen wird. Toby überlebt den Überfall nur knapp, behält aber bleibende Schäden. Während er also langsam versucht sich zu rehabilitieren folgt der nächste Schicksalsschlag: Seinem Onkel Hugo wird Krebs diagnostiziert. Keiner will Toby drängen, aber letztlich fänden die Verwandten es doch irgendwie alle ganz gut, wenn Toby seine Rehabilitation im Ivy House fortsetzen würde, wo er zeitgleich ein Auge auf den Onkel haben könnte.
Als Onkel Hugo die Familie zusammenruft, um mit ihnen über das Schicksal des alten Herrenhauses zu diskutieren, machen die Kinder im Garten einen grausigen Fund. Hinten im dunklen Garten, in einem alten Baum, finden sie einen menschlichen Schädel.
Wer noch nie ein Buch von Tana French gelesen hat, darf keinen blutrünstigen Thriller oder Polizeiarbeit erwarten, wo eine Spur die andere jagt. French erzählt auf literarische und spannende Weise, wobei an mancher Stelle nicht viel passiert, man aber trotzdem immer und immer wissen will, wie es denn jetzt weitergeht!
Was Der dunkle Garten so besonderes macht ist Frenchs Spiel mit dem Gedächtnis und den Erinnerungen von Toby. Die im Baum gefundene Leiche stellt sich als ein ehemaliger Mitschüler heraus, von dem man glaubte, er habe Selbstmord begangen. Aber wie kommt die Leiche in den Baum? Und warum gerade bei Tobys Onkel im Garten? Denn Toby kann sich gar nicht mehr so genau an ihn erinnern und ist fest davon überzeugt ihn gar nicht so gut gekannt zu haben. Spielt ihm das Gedächtnis einen Streich? Kann man als Leser darauf vertrauen, dass unser Erzähler uns die Wahrheit sagt?
Fazit
Mich haben Frenchs Gedankenspielchen mal wieder völlig in ihren Bann gezogen und total überzeugt. Die letzten 100 Seiten haben es auch noch mal richtig in sich und ließen mich mit einer Explosion von Gedanken zurück. Wer Tana French noch nicht kennt, dem bietet Der dunkle Garten einen großartigen Einstieg. Ich habe keine Seite bereut.
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Das Buch habe ich zum Erscheinen selbst gekauft. Für die Rezension habe ich kein Geld erhalten.
Der nachfolgende Link führt zur Internetseite des Verlages.
Tana French | Der dunkle Garten
aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
Fischer Verlag | 655 Seiten