Rezension

Tracy Barone – Das wilde Leben der Cheri Matzner

Familiengeschichten gibt es wie Sand am Meer. Die Geschichte von Cheri Matzner ist jedoch aufwühlend und sehr bewegend. Für mich war es ein Spontankauf, nachdem ich bereits eine Woche um das Buch mit dem hübschen Cover herumgewandert bin.  Dann habe ich die 500 Seiten quasi inhaliert.

Das wilde Leben der Cheri Matzner beginnt schon turbulent und alles andere als ideal. Ihre Mutter bringt sie an einem Sonntag, vollgepumpt mit Medikamenten in einem überlasteten Krankenhaus auf die Welt und macht sich kurz darauf aus dem Staub. Sie hinterlässt zwar den Namen des Vaters auf einem Zettel, aber den kann später keiner richtig entziffern. Cheri droht ins System zu rutschen. Ein System, von dem viele Adoptivkinder in den USA später sagen es wäre eine Katastrophe. Ein paar Tage nimmt die Familie Beal sie auf. Ihr Sohn arbeitet in der Klinik, in der Cheri zu Welt kam und wollte etwas Gutes tun. Doch Cheri bleibt nicht lange dort. Denn Solomon und Cici adoptieren sie.

Wer glaubt, dass die Adoption der Matzners der reinste Segen war, der irrt. Für Solomon ist es die reinste Verzweiflungstat. Denn die Matzners erwarteten selbst ein Kind. Cici, 21, blutjung, spricht kaum ein Wort Englisch und glaubte mit Luft und Liebe würde das mit ihr und Solomon schon werden. Ihr Mann hat sie aus Italien mitgebracht, ist vom Judentum extra zum katholischen Glauben konvertiert, um sie heiraten zu können und hat dafür mit seiner eigenen Familie gebrochen. Beide von ihren Familien abgenabelt, haben nur noch sich selbst. Nun scheint die junge Ehe zu zerbrechen, als Cici das Kind verliert. Verzweifelt besorgt er Cici ein neues Kind und bringt den Eisberg damit noch mehr ins Wanken.

40 Jahre später ist Cheri verheiratet und erfolgreiche Professorin für Altorientalistik in Chicago und versucht selbst unbedingt ein Kind zu bekommen.

Eine Mutter, die ihr Kind mit Liebe erdrückt. Ein Vater, der auf die Liebe der Mutter Eifersüchtig ist und eine Ehe, die nach dem Verlust des eigenen Kindes nicht mehr funktioniert. Als Erwachsene Frau versucht Cheri die eigene Ehe vorm Scheitern zu retten und blickt dabei immer wieder ihre eigene Kindheit und die angespannt Beziehung zu ihren Eltern zurück. Als man meint schon tief in Cheris Gefühlschaos zu stecken, ereilt sie der nächste Schicksalsschlag.

Mich hat Das wilde Leben der Cheri Matzner tief bewegt. Anfangs hatte ich eine ganz andere Geschichte erwartet. Doch Tracy Barone bringt uns zunächst eine reife, intelligente Frau näher und lässt uns dann erkennen, wie sie in ihrem Drama gelandet ist. Nachdenklich und ruhig zu lesen, konnte ich es glücklicherweise fast am Stück lesen, denn Cheri hatte mich sehr schnell in ihrem Bann.


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Das Buch habe ich selbst gekauft. Für die Rezension habe ich kein Geld erhalten.
Der nachfolgende Link führt zur Internetseite des Verlages.

Tracy Barone | Das wilde Leben der Cheri Matzner
Aus dem Amerikanischen von Stefanie Schäfer
Diogenes Verlag | 510 Seiten

 

2 thoughts on “Tracy Barone – Das wilde Leben der Cheri Matzner

  1. Hi Chrissi,

    ich mag die Cover vom Diogenes Verlag ja sehr.

    Die Geschichte klingt spannend, aber auch hart. Ich kann mir kaum vorstellen, wie das für ein Kind sein muss, so aufzuwachsen.
    Vielleicht leihe ich mir das mal aus.

    Liebe Grüße,
    Mel

    1. Hallo Melanie,

      ich muss ja gestehen, dass mich Diogenes Cover sehr oft überhaupt nicht ansprechen und hier eben genau das Gegenteil der Fall war 😀

      Liebe Grüße
      Chrissi

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