Wir lesen Frauen – Adventskalender 22.12. – Sophie Grassalber

Der #WirlesenFrauen-Neujahrskalender präsentiert euch vom 1.12.2019 bis zum 6.1.2020 63 Autorinnen und ihre Werke. Lernt neue Schriftstellerinnen kennen und findet großartigen Lesestoff! Heute bei mir: Sophie Grossalber, die zur Zeit in Edinburgh studiert. Bei Eva auf Schreibtrieb lernt ihr heute Magret Kindermann und ihre Zombies kennen.
Schreibtrieb: Liebe Sophie, #WirlesenFrauen will mehr Aufmerksamkeit für Autorinnen schaffen. Wie sieht das Verhältnis Autor/Autorin in deinem Bücherregal aus?
Sophie Grossalber: Ich geh hier mal von meinem Bücherregal in Edinburgh aus, Zuhause in Österreich kann ich leider gerade nicht nachzählen. Da haben sich jetzt auch einige Unibücher dazu geschummelt. Aber das Verhältnis Autor/Autorin ist ca. 70:30 – eben weil die meisten Theoriebücher leider von Männern geschrieben wurden. Wenn wir nur die Romane zählen, wären wir bei knapp 50:50.
Schreibtrieb: Wie reagierst du, wenn jemand sagt, dein Schreiben sei ja nur „Hobby“?
Sophie Grossalber: Dann zeig ich ihnen meine Verträge und meine Bücher und sage klipp und klar: Das ist kein Hobby mehr, das ist der Anfang einer Wunschkarriere.
Schreibtrieb: Ich hoffe, dass du diesen Wunsch auch wirklich erfüllen kannst. Was muss sich ändern, damit Frauen im Literaturbetrieb gleichberechtigt behandelt werden?
Sophie Grossalber: Puh, einiges. Das Wichtigste – in meinen Augen – ist, dass die Menschen anfangen umzudenken. Speziell in der Phantastik gibt’s das Vorurteil, dass Frauen das nicht schreiben können, bzw. deutschsprachige Autorinnen viel schlechter sind als englischsprachige Autorinnen in denselben Genres (und die kennen die meisten auch nur, weil sie einen großen Preis gewonnen haben.). Im Verlagswesen selbst sind, speziell in den Bereichen Lektorat/Korrektorat/Übersetzung ohnehin schon mehr Frauen als Männer tätig – aber ohne eine treibende Kraft, die dahintersteht und diese Frauen sichtbar macht und vor allem dafür sorgt, dass Frauen das gleiche Gehalt kriegen wie ihre männlichen Kollegen, wird das nichts. Auch hier gilt eben wieder: es muss ein Umdenken in den Köpfen stattfinden. Bloß weil ich eine Frau bin, schreibe ich nicht schlechter oder bin schlechter im Übersetzen oder Lektorieren. Deswegen finde ich gerade solche Aktionen wie #WirLesenFrauen oder das Nornennetz so wichtig. Wir brauchen, um das Umdenken zu ermöglichen, mehr sichtbare Frauen in der Branche.
Schreibtrieb: Was ist dein Lieblingsgetränk für kalte Wintertage?
Sophie Grossalber: Heiße Schokolade mit Marshmallows oder der Hüttenzauber-Tee von Teekanne. Am besten ist aber immer noch der selbstgemachte Punsch 😀
Schreibtrieb: Schreibst du nach (Zeit-)Plan?
Sophie Grossalber: Einerseits hab ich einen losen Kapitel-/Szenenplan, an den ich mich halte, soweit es geht – ab und zu schiebe ich dann hin und her, wenn es wirklich gar nicht mehr geht. Momentan arbeite ich auch nach einem Zeitplan – beziehungsweise habe ich mir eine Deadline gesetzt, wann ich mit dem ersten Entwurf meines momentanen Projekts fertig sein will.
Schreibtrieb: Draußen friert es, drinnen brummt die Heizung. Was inspiriert dich im Winter?
Sophie Grossalber: SCHNEE. Nein, ehrlich. Winterlandschaften sind so unglaublich inspirierend für mich – selbst wenn ich bei einem Spaziergang im Winter jedes Mal meckere, weil es so kalt ist.
Schreibtrieb: Woran schreibst du gerade?
Sophie Grossalber: Momentan schreibe ich an einem Einzelband mit möglichen Fortsetzungen. The Gold of Falling Stars ist ein Fantasy-Abenteuer-Roman für Erwachsene, den ich komplett auf Englisch schreibe und nachher bei entsprechenden Agenturen einreichen will. Die Geschichte spielt in einer fiktiven Fantasywelt auf dem Kontinent Ionea und folgt der Navy Navigatorin Kat Felski wie sie in die Eiswüste im Norden aufbricht, um ihren Bruder zu suchen, der dort auf der Suche nach dem Gold der fallenden Sterne verschwunden ist.
Schreibtrieb: Klingt nach einem aufregenden Plot. Wie wichtig ist dir Vielfalt in deinen Geschichten?
Sophie Grossalber: Sehr. Dabei versuche ich natürlich eine Balance zu halten zwischen Diversität bei den Charakteren und beim Weltenbau und Charaktere, die wirklich realistisch rüberkommen. Es ist alles andere als einfach, aber ich arbeite dran. J
Schreibtrieb: Hand aufs Herz. Was würdest du heute anders schreiben?
Sophie Grossalber: Das erste, was mir bei der Frage einfällt, ist meine Geschichte aus den P-Files. Unterbewusst bin ich damals beim Schreiben von Phönixflamme doch in die kommerzielle Schiene abgerutscht – das worldbuilding finde ich selber immer noch recht originell. Aber Stil, Plot und Charaktere würde ich heute definitiv komplett anders schreiben.
Schreibtrieb: Wem sollte man dein Buch schenken?
Sophie Grossalber: Blood and Guilt gehört zum Dark Urban Fantasy Genre und hat deswegen auch stellenweise recht explizite Gewaltdarstellungen. Also unter 16+ würde ich niemandem das Buch empfehlen. Wenn die Person, die in Frage kommt, Vampire, Werwölfe und Jäger mag, sich vielleicht nicht auf eine neue Buchreihe einlassen will, aber trotzdem in eine neue Welt abtauchen will: Blood and Guilt ist eine Sammlung aus drei Kurzgeschichten aus der Welt meiner geplanten Romanreihe Dumornay (deswegen auch der Untertitel „Geschichten aus Dumornay“). Wenn ihr also Lust auf Kurzgeschichten, eine neue Welt und drei sehr unterschiedliche Charaktere und deren Probleme habt, kann ichs euch nur ans Herz legen 😀 Und für Fans der Serie „The Originals“ könnten meine Dumornay-Sachen ebenfalls etwas sein. Speziell Damiens Geschichte in Blood and Guilt ist entstanden, als ich gerade mal wieder The Originals durch gesuchtet habe.
Schreibtrieb: Das klingt auf jeden Fall abwechslungsreich. Kommen wir zum Schluss zu meinen Assoziationsfragen.
Mit Sahne oder ohne: ohne, ganz klar 😀 Ich mag Sahne nicht – oder Schlagobers wie wir Österreicher dazu sagen.
Tee oder Kaffee: kann ich auch beides sagen? Der normale Teil von mir sagt Tee, der Studententeil, der montags um 9 Uhr in der Vorlesung sitzen muss, sagt KAFFEE.
Sofa oder Sessel: Sofa. Alternativ auch: Sofasessel. Irgendwann kauf ich mir einen von diesen riesigen, weichen Sofasesseln, in die man sich super rein kuscheln kann am Abend und gemütlich lesen kann.
Heizung oder Kamin: Kamin. Obwohl eine Heizung natürlich auch ihre Vorteile hat. Brrrr. Komplett ohne ist es doch zu kalt inzwischen.
Löwe oder Wolf: Wolf. Wenn es um Hauskatzen geht, bin ich eher der Katzenmensch. Aber bei den wilden Verwandten unserer Fellgefährten, bin ich mehr Team Wolf 😀 Allerdings sind sowohl Löwe als auch Wolf schützenswert, achten beide ja auch auf ihr jeweiliges Ökosystem.

Es wird blutig
Sophie Grossalber hat euch heute ein signiertes Print von Blood and Guilt in Deutsch oder Englisch mitgebracht. Hier könnt ihr gleich in eine der Geschichten reinlesen. Außerdem gibt es bei Sophie ein Charakterinterview. Um zu gewinnen, schaut dort vorbei und verratet Eva dann im Formular auf Schreibtrieb, was ihr von den Charakteren haltet.
Das Gewinnspiel läuft ausschließlich bei Eva auf dem Blog und geht bis zum 29.12.19, 23:59, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Zum Gewinnspiel
Klappentext Blood and Guilt – Geschichten aus Dumornay
»Wir alle haben das Potenzial, zu Monstern zu werden.«
Vampire. Werwölfe. Jäger. Drei Geschichten, drei Entscheidungen.
In New Orleans schwankt Vampirkönig Damien Moreau zwischen seiner Machtposition und seinem Gewissen.
Connor O’Rileigh wacht nach einer Vollmondnacht in den schottischen Highlands auf – inmitten der Mordserie einer blutrünstigen Bestie.
In den eisigen Ausläufern des Himalayas muss die Jägerin Xi Lei ihre tiefsten Überzeugungen hinterfragen und vermeintliche Unschuldige richten, um die Welt zu schützen.
Leseprobe aus „Sullivans Gesetz“ in Blood and Guilt – Geschichten aus Dumornay
Seine Pfoten gruben sich in die weiche Erde, als er den Hang hinaufhetzte. Die Rufe der aufgebrachten Dorfbewohner drangen an seine Ohren. Sein Herz pochte in seinem Brustkorb und er hechelte. Lange würde er diese Verfolgungsjagd nicht mehr durchhalten, aber er war nicht gewillt, einfach aufzugeben. So wurde der Jäger zum Gejagten. Irgendwo in den tiefsten Winkeln seines Bewusstseins registrierte er einen Hauch von Mitleid für seine übliche Beute. Die Beute, die sich jetzt bemühte, ihn zur Strecke zur bringen – für ein Verbrechen, das er nicht begangen hatte.
Ein Schuss hallte durch die Nacht und der Werwolf warf einen Blick über seine Schulter. Die Menschen mit ihren Gewehren und Laternen schlossen immer weiter zu ihm auf. Ein weiterer Schuss zischte an ihm vorbei. Die Kugel bohrte sich in den Grund. Die Kreatur spannte die Muskeln an und machte einen Satz nach vorne, darauf bedacht, so viel Distanz wie möglich zwischen sich und seine Verfolger zu bringen.
Die Rufe wurden wieder lauter, während er über die Kuppe hetzte und den Hang hinunterrutschte. Schüsse knallten um ihn herum. Sie kamen näher, zielten besser. Und er war zu langsam unterwegs. Kurz meldete sich der menschliche Teil seines Bewusstseins, meinte, dass sie sich doch stellen und der Jagd ein Ende bereiten konnten. Aber er würde sich nicht fangen lassen wie ein Hund, eher würde er so lange laufen, bis er vor Erschöpfung starb.